Mittwoch, 11. September 2013
Ausstellung: Material verwursten - Collagen von Stefan Weber
Derzeit ist im Rahmen der Wiener Festwochen-Reihe „Into the City“, die heuer unter dem Motto „music and politics“ steht, im Wien Museum Karlsplatz die Ausstellung „Blutrausch. Stefan Weber und Drahdiwaberl“ zu sehen.
Die aus dem Geist des Wiener Aktionismus geborene Band Drahdiwaberl wurde in den 1980er Jahren durch ihre exzessiven Shows, Tabubrüche und Attacken auf die Spießermoral populär. Der 1946 geborene Bandleader und „Supersheriff“ Stefan Weber gestaltete als ausgebildeter Grafiker und langjähriger Zeichen- und Werklehrer sämtliche Plakate, Werbepostkarten, Plattencover und Booklets selbst, außerdem publizierte er Karikaturen etc. in Zeitschriften wie Extrablatt, Basta oder Wiener.
Seit seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste und an der Universität für angewandte Kunst in Wien spielt die Collage-Technik eine zentrale Rolle in seiner künstlerischen Arbeit. Dies auch deshalb, weil er nach einer Ausdrucksform suchte, die damals nicht populär war, so Michaela Lindinger, die Kuratorin der Ausstellung. Webers Collagen bestehen aus Zeitschriftenfotos und selbst angefertigten bzw. in Auftrag gegebenen Fotografien ebenso wie aus Übermalungen, grafischen Elementen und Schrift (geradezu rührend: seine fein säuberliche Handschrift, die – ganz im Unterschied zu den provokanten und gesellschaftskritischen Sujets und Inhalten seines Schaffens – den Lehrerberuf des Urhebers deutlich macht). Das Verfremden und „Verwursten“ von vorgefundenem Material war ihm immer ein wichtiges Anliegen. So klebte er auch eigene, durch Grafik und Text ergänzte Bildgeschichten aus der in der Kronenzeitung publizierten Comic-Serie „Cisco“ zusammen.
In der kleinen, aber liebevoll gemachten Ausstellung (hervorzuheben ist auch die sehr stimmige grafische Gestaltung von Larissa Cerny) sind von Stefan Weber entworfene Plattencover, Konzertplakate, Flyer, politische Grafiken und anderes mehr zu sehen. Da neben den Drucken auch viele Original-Entwürfe präsentiert werden, ist die Collage-Technik sehr gut nachvollziehbar. Die Exponate stammen großteils aus der persönlichen Sammlung von Stefan Weber (in dieser befinden sich übrigens auch noch jene Zeitungen und Zeitschriften, aus denen er Elemente für seine Collagen ausgeschnitten hat - in der Ausstellung sind sie allerdings nicht zu sehen).
Das Thema Collage fällt übrigens auch ehemaligen Schülern von Stefan Weber sofort ein, wenn sein Name erwähnt wird: So erinnert sich einer meiner Lieblingsantiquare, im Unterricht bei Weber (der damals noch "Beiwagerl", also Lehrer in Ausbildung war, und zwar bei Friedrich Polakovics, der unter anderem für die grafische Gestaltung von H. C. Artmanns "med ana schwoazzn dintn" bekannt wurde) die einzigen Collagen seines Lebens angefertigt zu haben - außerdem hätten auch Nackte eine nicht unwichtige Rolle gespielt...
Die Laufzeit der Ausstellung wurde bis 6. Oktober 2013 verlängert!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen